Samstag, 30. Juni 2007

alles wird besser!

Davon gehen "Experten" immer erstmal aus, wenn ein Unternehmen privatisiert wird. Ein Irrglaube, meine nicht nur ich, sondern das meint auch Nobelpreisträger und Ökonom Joseph E. Stiglitz (u.a. in "Der große Ausverkauf" und in einem sehr interessanten Interview). Zwei Beispiele haben mich zuletzt besonders beschäftigt: brennende Atomkraftwerke und der geplante Börsengang der Bahn.

Nach der Privatisierung der Energieunternehmen hat es wegen ausbleibender Reparaturen immer mal wieder Zwischenfälle gegeben: gestern umgeknickte Strommasten, heute brennende AKWs - und morgen? Ganz ähnlich war es bei der in Großbritannien bereits privatisierten Bahn. Dort wurden Schienen und Weichen nicht mehr repariert, um höhere Gewinne zu realisieren, was unter anderem ein Todesopfer forderte. Anschließend schoben sich vor Gericht dutzende Anwälte der privaten Bahngesellschaften gegenseitig die Schuld in die Schuhe.

Zu sehen in "Bahn unterm Hammer", mehr zu den Hintergründen hier und weil der Trailer ziemlich schlecht ist (sehr deutsch: zu viel Inhalt, zu wenig Witz), an dieser Stelle lieber ein passender Spot.



Freitag, 29. Juni 2007

großes Kino - großer Ausverkauf

Auch das hat einige Überwindung gekostet. Schließlich wollte ich mich kurz nach besagter Schlagzeile und nachdem ich die G8-Show so langsam verdaut hatte nicht schon wieder aufregen. Wie nennt man das bloß: das Burn-out-Syndrom des Weltretters?

Wie auch immer: Der Film war klasse und alles andere als demotivierend. Wenn es nicht die Spätvorstellung mit weiteren 40 Minuten Verspätung gewesen wäre, hätte ich vielleicht noch in der Nacht mit der Werbung für diese sehenswerte, teilweise sehr lustige, informative, unterhaltsame, spannende und streckenweise tragische Dokumentation begonnen.



Ach ja, eines fand ich besonders aussagekräftig (neben der Szene mit einem Patienten eines philippinischen Krankenhauses... Film komplett angucken!): den Spruch in der Eingangshalle der Weltbankzentrale in Washington.

"Our dream is a world without poverty"

der auslöser

Ich habe lange mit mir gerungen und dann kam das:

Tempo 160 - dem Klima zuliebe

Nach dieser Schlagzeile habe ich mir noch einige Tage Bedenkzeit eingeräumt und es dann getan: mein erstes Blog gestartet, ein weiteres unter Abermillionen. Warum? Naja, irgendjemand muss ja die Welt retten und manches muss einfach mal gesagt bzw. kommentiert werden!

Wie diese Überschrift zum Beispiel, oder genauer gesagt: das, was sich dahinter verbirgt. Ein weiterer Vorschlag, der mich lachen und weinen lässt. Lachen, weil ich es zunächst für einen Scherz hielt; weinen, weil es ernst gemeint ist. Die europäischen Autofahrer sollen demnächst nicht mehr als 160 Stundenkilometer fahren dürfen, es sei denn, sie sitzen in einem Rettungsfahrzeug.

Das soll Teil der neuen Vorschriften zum Klimaschutz sein und hat in etwas die Qualität der Ergebnisse des G8-Gipfels zum Thema. Seitdem werden verschärfte Maßnahmen für den Klimaschutz "ernsthaft in Betracht" gezogen, was mancherorts ganz groß gefeiert wird.

Bei dem Tempo ist die Weltrettung nur noch eine Frage von wenigen Jahrhunderten.