Dienstag, 22. Januar 2008

lustiger wahlkampf - heute: plakative namen

Ypsilanti, Al-Wazir und die Kommunisten verhindern!
Das hat die Hessen-CDU plakatiert...

"Dill, Knirsch und die Kommunisten..."
So würde es aussehen, wenn die CDU den Mädchennamen der SPD-Spitzenkandidatin und den Mutternamen des Grünen-Vorkämpfers benutzt hätte. War der Union aber wahrscheinlich nicht plakativ genug.

Schlimmer als das Plakat (mit dem Spruch ganz oben) sind dessen Folgen. Al-Wazir wird nach eigenen Angaben am Wahlkampfstand ab und an aufgefordert, dahin zurückzugehen, woher er komme. Wenn er dann auf seine Heimatstadt Offenbach verweise, ernte er Unverständnis.

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man glatt drüber lachen!

Sonntag, 20. Januar 2008

wes brot ich ess...

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Roland Koch seine selbst eingebrockte Suppe auslöffeln und abtreten muss. Doch ein ehemaliger SPD-Bundesminister hat etwas dagegen und dafür viele Gründe: 3,5 Milliarden , um genau zu sein.

Wie leider viel zu viele andere Politiker auch hat Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement die Karriere in der gut bezahlten Privatwirtschaft fortgesetzt und gibt dort wirklich alles - wenn es mit rechten Dingen zugeht, wahrscheinlich auch sein Parteibuch.

Als Aufsichtsrat-Mitglied des (Atom-/Kohle-)Energiekonzerns RWE hat er eine knappe Woche vor der Wahl in Hessen vom Kreuzchen bei seiner Genossin abgeraten. Koch-Herausfordererin Ypsilanti gefährdet mit ihrer geplanten Energiepolitik nach Meinung von Clement die "industrielle Substanz Hessens".

Übersetzt heißt das Geschwafel: Sie gefährdet die Verlängerung der Laufzeit von RWE-Atommeilern, die dem Unternehmen in drei Jahren geschätzte 3,5 Milliarden Euro einbringen würde.

Möge die (Wähler-)Macht mit Ypsilanti sein und Roland und Wolfgang auf Job-/Parteisuche schicken!

Mittwoch, 16. Januar 2008

es stinkt zum himmel

In Neapel und Umgebung tobt der Müllkrieg. Weil es an Entsorgungsmöglichkeiten fehlt und die Bewohner der Region Neubauten verhindern, türmen sich die Abfallberge. Ohne gut bezahlte deutsche Hilfe wären sie noch höher. Und die nächsten Müll-Ferntransporteure stehen schon vor der Tür.

"Züge der Schande" hat sie Regierungschef Prodi getauft. Tagtäglich transportieren Sie laut SPIEGEL 1000 Tonnen Müll für geschätzte 200.000 Euro aus der Region Kampanien nach Deutschland. Bei Bremerhaven und Leipzig wird der komplett unsortierte Abfall dann entsorgt. Den Deutschen kommt der Müll wie gerufen, denn nur damit sind die riesigen Verbrennungs- und Sortieranlagen halbwegs ausgelastet.

Das "temporäre Problem" mit den süditalienischen Müllmassen besteht seit vielen Jahren. Und Besserung ist nicht in Sicht: Bei einem Krisentreffen weigerten sich die Vertreter der norditalienischen Regionen, für Abhilfe zu sorgen. Dafür bieten Schweizer Müllverbrenner nun ihre reich entlohnte Hilfe an. Wenn die Deutschen für die Müllreise durch halb Europa jährlich 70 Millionen Euro kassieren, ist bestimmt auch noch etwas Geld für die Eidgenossen übrig. Für die Müllvermeidung wahrscheinlich nicht.

Donnerstag, 10. Januar 2008

schon wieder gewalt

Schon wieder mit Koch und seinen fragwürdigen Beiträgen und einer äußerst interessanten Aussage in einer Talkshow, die wie üblich in der Diskussion völlig untergeht oder auch bewusst zu Wahlkampfzwecken verschwiegen wird:

"Erst ganz zum Schluss wurde eine interessante Untersuchung vorgestellt, aus der hervorgeht, dass Heranwachsende deutscher und nichtdeutscher Abstammung über eine fast identische Gewaltbereitschaft verfügen, wenn sie aus einem Umfeld mit gleichen sozialen Voraussetzungen stammen. Das Aggressionspotential ist also nicht ethnisch oder kulturell vorgegeben, sondern sozialökonomisch."

Bei ständig steigender Armut kann man sich ja lebhaft vorstellen, was das in Zukunft für das U-Bahnfahren bedeutet, wenn sich keiner Gedanken über grundlegende Fehler macht.

ein blick hinter und vor die nachrichten-kulissen

"Breaking News - ein Tagesschauspiel" heißt das nicht nur technisch besonders beeindruckende Werk des Berliner Rimini Protokolls. Auf gut zwei Dutzend Bildschirmen flimmern die Haupt-Fernsehnachrichten des (aktuellen!) Tages aus aller Welt in den Theaterraum des HAU ZWEI. Laiendarsteller mit verschiedensten ethnischen Wurzeln oder Verbindungen und medienkritische Experten übersetzen und analysieren das Angebot.

Ein kurioser Mix, der die vielen verschiedenen Perspektiven und Mechanismen der Nachrichtenmacher aufzeigt: vom seinen Staatsgast (Befragter) interviewenden Putin (Fragender!), über die arabische "Märtyrer"-"Berichterstattung" aus Israel bis hin zum Kinder auf einem Bob durch den Schnee ziehenden Deutschen Schäferhund in Island, der für einen versöhnlichen Abschluss der isländischen Hauptnachrichten sorgen soll.

Mittendrin: Walter von Rossum, Medienkritiker und Buchautor, der die wochenlang im Voraus geplante ("Terminjournalismus") und wenig Neuigkeiten bringende (CSU will sich klar von SPD, Linkspartei und Grünen abgrenzen...) Tagesschau zerpflückt. Dazu schockierendes (Propaganda für den heiligen Krieg: Bagdad Sniper) und Kopfschütteln auslösendes (Medienspektakel: Landung von US-Truppen am nächtlichen, von Fernsehkameras erleuchteten Strand in Somalia) Videomaterial und Einblicke von Medienmachern, die nachdenklich machen und auch mal anstrengen, aber dabei auch wunderbar unterhalten und wie immer beim Rimini Protokoll hochinteressante Menschen mit spannenden persönlichen Geschichten vorstellen.

überKOCHende wut

Jaja, es heißt eigentlich überschäumende Wut, aber man nimmt es ja heutzutage nicht mehr so genau. Vor allem, wenn man Roland Koch heißt. Da wird auf der einen Seite bei Polizei, Justiz, Bildung und Sozialarbeit gestrichen, was das Zeug hält und dann auf der anderen Seite über die jungen, kriminellen Ausländer gewettert.

Ursache und Zusammenhang? Wieso denn auch nach Gründen fragen, wenn man einfach alle abschieben kann? Man könnte ja im Sinne der Gleichberechtigung auch alle kriminellen Deutschen abschieben, auf dass die Scharia eine angemessene Strafe vorgibt, die sich nicht mit rechtsstaatlichen Vorgaben rumplagen muss.

Ok ok, ich hör schon auf. Eigentlich wollte ich es erst gar nicht ansprechen, weil ich schon dachte, dass es drunter und drüber geht. Hoffentlich in Hessen bald nicht mehr, wenn es sich Ende des Monats ausgeKOCHt hat!