Montag, 28. April 2008

tempelhof & die deutungshoheit

Friedbert Pflüger, CDU-Fraktionschef und Oppositionsführer im Berliner Abgeordnetenhaus von Berlin, ist entweder sehr humorvoll oder extrem, nennen wir es, um nicht beleidigend zu werden, politisch flexibel.

Monatelang hat er für den Erhalt des VIP-Flughafens Tempelhof gestritten. Und nach dem Scheitern des Volksentscheids will er immer noch keine Ruhe geben. Was aber noch viel schlimmer ist: seine gewagten Deutungen - je nachdem, wie der (politische) Wind auf dem Flugfeld gerade weht.

Vor dem Volksentscheid war für ihn (im Gegensatz zum Großteil der politischen Konkurrenz) klar, dass die Entscheidung des Wahlvolks bindend sein muss. Soll heißen: Wäre der Volksentscheid für den Erhalt ausgefallen, hätten sich die Stadtoberen seiner Meinung nach auch daran halten müssen (auch wenn es das Gesetz leider so nicht vorsieht).

Nach dem Volksentscheid sah er das plötzlich ganz anders: Es war gescheitert, aber daran sollten sich die Verantwortlichen wie der Regierende Bürgermeister Wowereit nun doch bitte nicht mehr orientieren. Schließlich sei trotzdem deutlich geworden, dass eine Mehrheit den Erhalt wolle (auch wenn fast 64% gar nicht abgestimmt haben).

Interessant wäre eine Diskussion darüber auf jeden Fall: Sollten nicht die Hürden für einen Volksentscheid niedriger liegen, damit Mehrheiten auch bei zu geringer Beteiligung zählen? Oder noch grundlegender: Sind Entscheide oder Wahlen überhaupt gültig oder sinnvoll, wenn die Wahlbeteiligung (wie auch bei Landes- oder Bundestagswahlen etc.!) erschreckend gering ist? Muss es vielleicht auch hier eine Wahlpflicht geben?

Bei solch peinlichen Politikern wie Pflüger wundert es mich allerdings auch nicht, wenn immer weniger Leute wählen gehen!

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