Donnerstag, 26. März 2009

wahlkampf durch den auspuff

Selten finde ich Aussagen von FDP-Politikern, die ich wohlwollend zitiere. Heute ist so ein Tag. Rainer Brüderle, FDP-Vizechef, hat es geschafft mit seiner knackigen Analyse der so gut wie verlängerten Abwrackprämie*:

"Die Prämie ist Wahlkampf durch den Auspuff."

Bis Ende des Jahres kann nun ein jeder 2500 Euro Zuschuss beim Kauf eines Neuwagens bekommen (Fahrräder bleiben offenbar weiter ausgenommen), wenn er seine alte Kiste verschrottet. Ende des Jahres? Da war doch was... Richtig, die Bundestagswahl! Bis dahin sollen bitte schön fiese Massenentlassungen in der Autobranche ausbleiben - koste es was es wolle.

Und das wird nicht wenig sein: Erst die Verlängerung der Kurzarbeit, nun die verlängerte Prämie. Während man bei der Kurzarbeit noch ein wenig Sinngehalt entdecken kann, ist die Abwrackprämie nur eine extrem teure lebensverlängernde Maßnahme. Denn Anfang 2010 wird sich dann wirklich fast keiner in Deutschland mehr ein Auto kaufen wollen. Aber dann sind es ja auch wieder fast vier Jahre bis zur nächsten Wahl.

* Offiziell wird sie ja "Umweltprämie" genannt - weiß jemand warum? Es gibt nämlich keinen einzigen Anreiz, sich ein umweltfreundliches Auto zu kaufen; nur die simple Vermutung übereifriger Politiker, dass ein mindestens neun Jahre altes Auto auf ein handliches Quadrat zusammen gepresst besser für die Umwelt ist als ein neu produziertes, gern auch ein SUV im Stadtverkehr.

Mittwoch, 25. März 2009

prominente zinszahler: die schaefflers

Einen der deutschen großen Zinszahler kennt jeder: den Staat. Allein der Bund muss jährlich rund 40 Milliarden Euro Zinsen zahlen - mit steigender Tendenz und ohne, dass es die meisten überhaupt wissen, denn im Bundeshaushalt nennt sich der Posten "Schuldendienst" (nur sehr selten wie hier bei "Etats" werden die Dinge beim Namen genannt). Bei diesem Posten ist von Kürzungen (oder einer Ursachenanalyse) erstaunlicherweise nie die Rede.

Deutlich mehr Aufmerksamkeit hat in den vergangenen Wochen ein anderes "Zinsopfer" erfahren: der Schaeffler-Konzern. Nach der Conti-Übernahme, wie üblich durch Milliarden-Kredite finanziert, muss das "Familienunternehmen" jährlich 840 Millionen Euro an Zinsen zahlen. Über den (Un-)Sinn der Übernahme lässt sich streiten, über die mangelnde Aufmerksamkeit für die Zinsproblematik dagegen nicht.

Täglich (!) sind in Deutschland rund eine Milliarde Euro an Zinsen zu zahlen; vom Staat (der dafür weitere Steuern und Abgaben einnehmen muss), von Unternehmen (die sie in die Preise ihrer Produkte einkalkulieren) und Privatleuten. Nur zehn Prozent der Bevölkerung profitieren vom Zins. Bei zehn Prozent ist der Saldo von Zinseinnahmen und -ausgaben (v. a. über Miete und den täglichen Konsum) ausgeglichen. Die restlichen achtzig Prozent zahlen Tag für Tag drauf - in die Kassen der wenigen Profiteure.

Samstag, 21. März 2009

oscar für einen drehort von let's make money

Nominiert war der Film von Erwin Wagenhofer leider nicht. Gewonnen hat er trotzdem. Die kleine Randnotiz und der große Oscargewinner "Slumdog Millionär" dürften den Drehort Dharavi und seine Bewohner noch bekannter machen - als Beispiele für die globalen Folgen des krisenanfälligen Finanzsystems:

"'Slumdog Millionär' zeigt etwas anderes, nämlich den Überlebenskampf im größten Elendsviertel der Welt, in Dharavi. Wer 'Let’s Make Money' gesehen hat, die Dokumentation über Risikokapitalisten, kennt Dharavi bereits; ein Hedge-Fundamentalist spinnt dort Pläne, wie man mitten in Bombay einen teuren Immobilienkomplex hochziehen könnte; die Stadt hat das Gelände zum Kaufpreis von 2,3 Milliarden Dollar ausgeschrieben."

Perspektiven für Elendsviertel oder auch komplette, völlig verarmte Länder würde ein nachhaltiges Finanzsystem bieten. Ein schönes Beispiel dafür beschreibt das für den Deutschen Science Fiction Preis 2009 nominierte "Tahiti-Projekt".

Freitag, 6. März 2009

dafür zahl ich nicht!



Ich zahl ja trotzdem, aber "dafür zahl ich nicht...". Hinter dem Link verbirgt sich eine gelungene neue Kampagne mit einem nicht ganz so lustigen Spot - aber trotzdem gut und wichtig, vor allem wenn auf diese Art und Weise mit kritischen Mitarbeitern umgegangen wird!

Dienstag, 3. März 2009

2500 euro - auch für alte fahrräder!

Umweltprämie jetzt!Ok, vielleicht müssen es nicht ganz so viele Euronen sein, wenn ich mir damit nur ein neues Rad kaufe. Wobei: Die neue Bahncard wird auch bald fällig und die Fahrkarten sowie meine Tretleistung müssten ja auch irgendwie berücksichtigt werden.

Wie wär's mit 500 Euro für neues Rad und eine Bahncard 50, Herr Steinbrück?
Würde dann auch die alte Karte und den alten Drahtesel beim Bundesfinanzministerium abliefern!

Bei 1000 Euro mehr könnte ich mir glatt den Kauf einer Bahncard 100 vorstellen und ein Commerzbank-Konto anlegen - so würden auch staatseigene Unternehmen davon profitieren!