Dienstag, 26. Mai 2009

frei-sprit für alle!

Erst die Abwrackprämie (offiziell, aber völlig sinnfrei: "Umweltprämie"), jetzt das: weniger Steuern auf Agrardiesel. Damit versucht die große Koalition die Milchbauern bis nach der Bundestagswahl ruhig zu stellen. Die bekommen kaum Geld für ihre Milch, nun aber den Sprit noch billiger. Davon profitieren vor allem große Agrarfabriken, während kleinere Bauernhöfe (womöglich sogar noch bio - igitt!) wenig von dem nächsten Staatsgeschenk haben.

Was faselt da eigentlich der alte und neue Bundespräsident vom einem radikalen Umdenken in der Umweltpolitik? Geht es auch ihm nur um Stimmenfang? Oder nimmt den Mann selbst in der Union keiner mehr ernst? Der Wandel vom Saulus (2000-2004 Chef des neoliberalen Neuzeit-Kolonialisierers IWF) zum Paulus (2004-2013 oberster Ruckredner der Nation) scheint zwar für die Wiederwahl in neoliberalen Krisenzeiten zu reichen, mehr aber auch nicht.

Jaja, ich hab's fast schon wieder vergessen: Es ist Wahlkampf. Aber ob es danach wirklich besser wird? Das Getöse ist auch noch steigerungsfähig. Wie wäre es zum Beispiel mit freiem Benzin und Diesel für alle? Am besten zum Ferienbeginn. Das würde pro Tag auch nur schlappe 110 Millionen Euro kosten (laut Durchschnittswerten)!

Mittwoch, 20. Mai 2009

alles müssen raus - traurige wahrheit oder genialer pr-schachzug?

"15 Prozent Rabatt"

"Alle müssen raus!"

"Große Rabatt-Aktion"

"Angebot gilt nur vom 27.04.2009 bis 30.06.2009"

So werden in Krisenzeiten nicht etwa Elektronikprodukte, Möbel oder Tiernahrung angepriesen, sondern Zeitarbeiter vermittelt ("alle Hilfs- und Fachkräfte")!

Dienstag, 19. Mai 2009

rauschen im blätterwald

Nach den beiden Blicken in etwas ältere SPIEGEL-Ausgaben/-Artikel, gibt es auch noch erfreulich frisches: Das Handelsblatt berichtet nun ebenfalls über etwas, das nach Ansicht vieler Ökonomen eigentlich gar nicht möglich ist. Entsprechend fallen die reflexhaften Einschätzungen einiger Professoren-Kollegen zu den Ansichten der prominenten Nestbeschmutzer aus.

Fast schon erstaunlich, dass es das Undenkbare - sogar inklusive Erwähnung des oft geschmähten Entdeckers - nun auch in die Mainstream-Medien schafft! Schließlich erklären viele "Experten" die Krise schon fast wieder für beendet (die berühmte "Bodenbildung"). Naja, manchmal dauert es eben ein bisschen länger dem Verstehen. Gell, Frau Merkel?

Es besteht also durchaus Hoffnung, das man sich nicht einfach so durch die Krise hindurchwurschtelt, sondern auch Schlüsse zieht. Aber erstmal ist Wahlkampf (siehe auch Frau Merkel).

trau keiner statistik...

Beispiele gibt es viele, Bildungsangebote kaum. Nur wenige Journalistenschulen-/studiengänge bieten Seminare dazu, selten als Pflichtveranstaltung. Dabei wäre es nicht nur für Medienvertreter, aber ganz besonders für sie, wichtig, Statistiken richtig einschätzen zu können.

Der SPIEGEL bezieht sich bei der Problembeschreibung auf medizinische Studien, dringend notwendig ist sie aber auch bei Statistiken von "Finanzexperten" und bei Prognosen aller Art: der Sonntagsfrage, den Mediadaten (Auflage, Fernsehquoten & Co.) und so weiter. Oft genug werden minimale Veränderungen, die weit unterhalb der Irrtumswahrscheinlichkeit liegen, gefeiert oder beweint - und als Grundlage für folgenschwere Entscheidungen bemüht.

Zu oft.

us-rating-agenturen: the show must go on!

Der SPIEGEL hat mal wieder etwas länger gebraucht: aber immerhin!

Nun hat auch das deutsche Leitmedium erkannt, wie das Spiel mit den Rating-Agenturen läuft - und dankenswerterweise auch einige aktuelle und historische Hintergründe geliefert, die ich auch noch nicht kannte und welche die es aufzufrischen gilt und die zeigen, wie krisenanfällig das derzeitige System ist (siehe die tollen Zahlenbeispiele zu Basel II).

Mittwoch, 6. Mai 2009

schweinegrippe in der staatsführung

"Man dürfe Steuersenkungen nicht von der Entwicklung der Staatseinnahmen abhängig machen." Das stammt nicht etwa aus der jüngsten Folge der Kabarettsendung "Neues aus der Anstalt" (ZDF), sondern von CSU-Landesgruppenchef Ramsauer.

Im gleichen Artikel steht, dass Merkel sagte, "auch in der Krise müsse Wachstum stimuliert werden". Verbindet man das mit einem Zitat, das tatsächlich in "Neues aus der Anstalt" zu hören war, aber auch wirklich von ihr stammt und nicht etwa aus einer Parodie, wird einem Angst und Bange.

Bei der Hannover-Messe versprühte die Bundeskanzlerin (Zweck-)Optimismus (Ok, was bleibt einem Sonnencremeverkäufer kurz vor Beginn der Regenzeit auch anderes übrig?) und meinte, dass wir uns so schnell wie möglich auf den Weg zurück begeben sollten, den wir vor der Krise gegangen sind; sprich: wieder für mehr Wachstum sorgen.

Wir sollen also allen Ernstes den Weg weiter beschreiten, der uns mitten in die schlimmste Weltwirtschaftskrise seit dem Jahr 1929 geführt hat? Entweder ist das extrem hohes Wahlkampffieber (jetzt schon?) - oder die Schweinegrippe.