Immer wieder hat Bundespräsident Hort Köhler in den vergangenen Monaten aufhorchen lassen. Immer wieder kritisierte er die Finanzindustrie und auch die Politiker - zuletzt bei der Ernennung der neuen Bundesregierung. Und immer wieder verhallen seine Wort scheinbar ungehört, vor allem bei Union und FDP.
Nun hat er es
wieder getan: In seiner Weihnachtsansprache forderte der ehemalige Bankenpräsident Weitsicht und Nachhaltigkeit: "Es geht um eine Politik, die über den Tag hinaus denkt und handelt." Notwendig sei ein Verständnis dafür, "dass Geld den Menschen dienen muss und sie nicht beherrschen darf."
Man könnte fast meinen, er hätte damit sogar auf eine der wesentlichen politischen und gesellschaftlichen Stellschrauben hingewiesen: das Geldsystem. Dumm nur, dass ihm in seiner Partei und bei den Koalitionspartnern überhaupt keiner zuzuhören scheint. Oder will er dort gar nicht gehört werden, sondern nur öffentlich Nachhaltigkeit predigen, damit die anderen in Ruhe das Gegenteil ausführen können?
Es wird sich bald zeigen, denn der Bundespräsident muss letztlich alle Bundesgesetze unterschreiben - auch solche wie das Wachstumsbeschleunigungsgesetz, was nicht das letzte sein dürfte, dass mit Weitsicht und Nachhaltigkeit wenig bis gar nichts zu tun hat.