Das Lachen hat nicht lang angehalten, denn die Lage ist ernst. Das Finanzsystem ächzt an allen Ecken und Enden und nur staatliche Hilfe sorgt vorübergehend für etwas Ruhe - ganz nach dem Motto "Gewinne privatisieren - Verluste verstaatlichen!"
Nur sehr selten gelingt es in politischen Talkrunden, ein Abbild der öffentlichen Meinung darzustellen. Meistens verlieren sich Politiker und Wissenschaftler mit reichlich wenig Bezug zur Realität in ihren Elfenbeintürmen, die ganz unterschiedliche Perspektiven und entsprechend viele "einzige" Auswege bieten. Bei "Maybrit Illner" scheint das gestern ausnahmsweise mal anders gewesen zu sein.
Bei der Frage nach der Ursache der Bankenkrise kristallisierten sich laut SPIEGEL online zwei Sichtweisen heraus, die man wohl durchaus als repräsentativ bezeichnen kann: die einen, die vor allem einen "Mangel an persönlicher Verantwortung und individueller Charakterstärke" diagnostizieren; die anderen, die die "strukturellen Probleme des internationalen Finanzsystems" sehen.
Also, sehr verkürzt: Ist der Mensch schuld oder das System?
Eine Frage, die sich in einem Blog nicht mit ein zwei Sätzen überzeugend beantworten lässt. Vielmehr ist es eine dringende Aufforderung, sich damit auseinander zu setzen. Vor allem, wenn sich Dinge andeuten, die die Welt schonmal ins Verderben gestürzt haben wie die verzweifelte Suche nach einem Sündenbock, einem gemeinsamen Feindbild, um sich eine Finanz-/Wirtschaftskrise zu erklären.
"Die ganze Scheiße, die da angerichtet wurde, haben die Banker angerichtet."
Das hat nicht irgendein radikales Attac- oder Linkspartei-Mitglied aus Pasewalk von sich gegeben, sondern Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck! Das ist mehr als bedenklich, das ist gefährlich. Denn es entspricht dem, was sich offenbar auch bei Illner beobachten ließ. Es deutet eine einfache Lösung für ein Problem an, das viel tiefer liegt und mit dem man sich eigentlich intensiv befassen müsste, um es zu lösen.
Da kommen dann Mensch und System dann ganz schnell zusammen. Denn den meisten Menschen ist es zu kompliziert, zu aufwändig, sich Gedanken über das komplexe System zu machen. Dann müssen die Menschen allerdings auch damit leben, dass das System immer wieder kollabiert. Beim letzten Mal hat (unter anderem!) das zu einem Weltkrieg und zum Holocaust geführt.
Deswegen zum Abschluss ganz deutlich: Nein, Herr Platzeck, nicht die Banker sind schuld! Die Banker halten sich genau wie beispielsweise Unternehmer, die aus "Rentabilitätsgründen" Arbeitsplätze streichen, nur an die Vorgaben, die ihnen die Finanz- und Geldordnung macht. Die Menschen können nicht anders, weil das System es nicht zulässt. Und wer sich mit dem System, insbesondere mit der Geldordnung, nicht auseinander setzt und statt dessen Sündenböcke jagt, handelt zutieft unverantwortlich!
Freitag, 19. September 2008
oans, zwoa, gsuffa und dann gscheid gas geb'n!*
Es gibt nicht viel zu lachen, wenn man in diesen Tagen die Zeitung aufschlägt. Für erfreuliche Ausnahmen zwischen den ganzen unglaublichen Meldungen rund um die Bankenkrise sorgt ein Wahlkampf. Der in Bayern ist mindestens so unterhaltsam wie in den USA!
Eines der bayerischen Hauptthemen ist der Alkohol. Die Drogenbeauftragte ("Die Maß-Reglerin") machte auf eine schockierende Studie über Alkoholschäden bei Babys aufmerksam und stieß damit eine Diskussion an - die CSU reagierte prompt und gewohnt kompetent zum Thema Alkoholmissbrauch: Der bierseelige Beckstein, seines Zeichens nicht nur Wahlkämpfer, sondern auch Ministerpräsident, nannte zwei Maß (2 Liter!) Oktoberfest-Bier für Autofahrer vertretbar, wenn man sich dafür sechs, sieben Stunden Zeit lässt. Dass die CSU nun ein Alkoholproblem habe, meinten nicht nur verschiedene Medien, sondern unter anderem auch die "Maß-Reglerin", Polizei und ADAC.
Zugegebenermaßen ist es nicht ganz leicht mit dem Stimmenfang in Bayern. Das musste Beckstein auch bei anderer Gelegenheit erleben. Seine Frau weigerte sich nämlich als Fränkin, auf dem Oktoberfest ein bayerisches Dirndl zu tragen. Auch dazu gab es dann eine kompetente Einschätzung und zwar vom Sprecher der Wiesn-Wirte, Toni Roiderer: "Mir is des vollkommen wurscht." Ob Frau Beckstein ein Dirndl tragen wolle oder nicht, sei schließlich eine Frage der Persönlichkeitsrechte. Außerdem sei das "der Frau Beckstein ihre eigene Entscheidung".
Mal sehen, wie sich die bayerischen Bürger (und Autofahrer) entscheiden. Hoffentlich gegen Beckstein, denn der hat weder Mitleid für den schwierigen Wahlkampf verdient, noch ein politisches Amt mit Verantwortung - aber ne Maß für die glänzende Unterhaltung!
* Die Überschrift stammt von den kreativen bayerischen Grünen.
Eines der bayerischen Hauptthemen ist der Alkohol. Die Drogenbeauftragte ("Die Maß-Reglerin") machte auf eine schockierende Studie über Alkoholschäden bei Babys aufmerksam und stieß damit eine Diskussion an - die CSU reagierte prompt und gewohnt kompetent zum Thema Alkoholmissbrauch: Der bierseelige Beckstein, seines Zeichens nicht nur Wahlkämpfer, sondern auch Ministerpräsident, nannte zwei Maß (2 Liter!) Oktoberfest-Bier für Autofahrer vertretbar, wenn man sich dafür sechs, sieben Stunden Zeit lässt. Dass die CSU nun ein Alkoholproblem habe, meinten nicht nur verschiedene Medien, sondern unter anderem auch die "Maß-Reglerin", Polizei und ADAC.
Zugegebenermaßen ist es nicht ganz leicht mit dem Stimmenfang in Bayern. Das musste Beckstein auch bei anderer Gelegenheit erleben. Seine Frau weigerte sich nämlich als Fränkin, auf dem Oktoberfest ein bayerisches Dirndl zu tragen. Auch dazu gab es dann eine kompetente Einschätzung und zwar vom Sprecher der Wiesn-Wirte, Toni Roiderer: "Mir is des vollkommen wurscht." Ob Frau Beckstein ein Dirndl tragen wolle oder nicht, sei schließlich eine Frage der Persönlichkeitsrechte. Außerdem sei das "der Frau Beckstein ihre eigene Entscheidung".
Mal sehen, wie sich die bayerischen Bürger (und Autofahrer) entscheiden. Hoffentlich gegen Beckstein, denn der hat weder Mitleid für den schwierigen Wahlkampf verdient, noch ein politisches Amt mit Verantwortung - aber ne Maß für die glänzende Unterhaltung!
* Die Überschrift stammt von den kreativen bayerischen Grünen.
Dienstag, 16. September 2008
supermacht macht angst & bange
Die Welt verspricht sich einiges von der bevorstehenden US-Präsidentenwahl. Es gibt zumindest einen richtigen, weltweit anerkannten Hoffnungsträger - und inzwischen versprechen beide "CHANGE", den Wandel. Was das konkret bedeutet, wird sich zeigen. Die Reaktionen auf die jüngsten Ereignisse versprechen allerdings nichts Gutes.
Die Finanzkrise ist durch die Lehman-Pleite plötzlich, aber erwartet zum Wahlkampfthema geworden. Von Substanz kann aber nun wirklich gar nicht die Rede sein - und zwar erschreckenderweise bei beiden Kandidaten.
Bis auf ein paar markige Sprüche ("Wir werden an der Wall Street aufräumen.", "Wir kämpfen für euch.") haben McCain & Palin, Obama & Biden offenbar nichts zum Thema zu bieten.
Der Republikaner hat eingestanden, "von Ökonomie vor allem aus den Memoiren des Ex-Notenbankpräsidenten Alan Greenspan zu wissen" und nennt die Kerndaten der US-Wirtschaft inmitten der Finanzkrise gesund. Der Demokrat nutzt vor allem die Symptome und verspricht Linderung. Und beide Parteien haben sich lange gemeinsam, wie das bei Regierung und Opposition in den USA so oft so üblich ist, für weniger strenge Kreditvorschriften für Hypothekenfinanzierer eingesetzt, die nun mit Steuermilliarden saniert werden.
"Keiner der vier Kandidaten kann wirklich ökonomische Kompetenz für sich reklamieren.", fasst SPIEGEL online zusammen. Sie treten trotzdem an im Kampf um den höchten (politischen) Posten der Supermacht. Mit ein bisschen Glück finden Sie ja bis zur Amtsübernahme noch kompetente Berater.
Die Finanzkrise ist durch die Lehman-Pleite plötzlich, aber erwartet zum Wahlkampfthema geworden. Von Substanz kann aber nun wirklich gar nicht die Rede sein - und zwar erschreckenderweise bei beiden Kandidaten.
Bis auf ein paar markige Sprüche ("Wir werden an der Wall Street aufräumen.", "Wir kämpfen für euch.") haben McCain & Palin, Obama & Biden offenbar nichts zum Thema zu bieten.
Der Republikaner hat eingestanden, "von Ökonomie vor allem aus den Memoiren des Ex-Notenbankpräsidenten Alan Greenspan zu wissen" und nennt die Kerndaten der US-Wirtschaft inmitten der Finanzkrise gesund. Der Demokrat nutzt vor allem die Symptome und verspricht Linderung. Und beide Parteien haben sich lange gemeinsam, wie das bei Regierung und Opposition in den USA so oft so üblich ist, für weniger strenge Kreditvorschriften für Hypothekenfinanzierer eingesetzt, die nun mit Steuermilliarden saniert werden.
"Keiner der vier Kandidaten kann wirklich ökonomische Kompetenz für sich reklamieren.", fasst SPIEGEL online zusammen. Sie treten trotzdem an im Kampf um den höchten (politischen) Posten der Supermacht. Mit ein bisschen Glück finden Sie ja bis zur Amtsübernahme noch kompetente Berater.
Mittwoch, 3. September 2008
der russe steht vor der tür!
Es wird uns noch einige Wochen begleiten: das Gezeter um die mögliche rot-grüne Regierungskoalition, die von der Linkspartei toleriert werden soll. Sehr treffend und dazu noch lustig beschreibt das Kabarettist Volker Pispers:
Weniger lustig ist das, was sich in den deutschen "Leitmedien" wieder abspielt. Es wird weiter kräftig gesägt, vor allem an SPD-Stühlen - beispielsweise mit hanebüchenen Vergleichen wie bei SPIEGEL online, wo das Dekolletee von Bundeskanzlerin Merkel (CDU!) zufälligerweise unerwähnt bleibt.
Um mit einem Lächeln zu enden, nochmal Volker Pispers - diesmal zum Thema Langzeitprognosen mit einem zum SPIEGEL-Artikel passenden Seitenhieb auf Journalisten ab Minute zwei:
Wer nicht genug von Pispers bekommt und mal was ganz Grundlegendes von ihm lesen will: Hier entlang!
Weniger lustig ist das, was sich in den deutschen "Leitmedien" wieder abspielt. Es wird weiter kräftig gesägt, vor allem an SPD-Stühlen - beispielsweise mit hanebüchenen Vergleichen wie bei SPIEGEL online, wo das Dekolletee von Bundeskanzlerin Merkel (CDU!) zufälligerweise unerwähnt bleibt.
Um mit einem Lächeln zu enden, nochmal Volker Pispers - diesmal zum Thema Langzeitprognosen mit einem zum SPIEGEL-Artikel passenden Seitenhieb auf Journalisten ab Minute zwei:
Wer nicht genug von Pispers bekommt und mal was ganz Grundlegendes von ihm lesen will: Hier entlang!
the show
Der US-Wahlkampf ist extrem unterhaltsam. Inhaltlich und politisch gibt er wie üblich nicht allzu viel her, aber ansonsten kann sich wirklich die Show sehen lassen! Neu im Rampenlicht ist McCains Vize-Kandidatin Sarah Palin.
Die erzkonservative Gouverneurin von Alaska lehnt laut SPIEGEL online "Sexualaufklärung an Schulen ab und befürwortet stattdessen Programme, die sexuelle Enthaltsamkeit von Teenagern fördern sollen". Dumm nur, dass das nicht besonders gut funktioniert, wie ihre eigene Tochter zeigt, die nun mit 17 (!) unverheiratet (!) schwanger ist. Eilig wird versichert, dass sich Palin auf die Rolle der Oma freut, dass ihre Tochter den Vater des Kindes bald heiraten wird und sie alle gemeinsam für das Kind sorgen werden.
Willkommen im Vorzeigeland der Doppelmoral!
Unterhaltsam dürfte (nicht nur deswegen) auch noch die Krönungsveranstaltung der Republikaner werden, die derzeit läuft. Ein Lied davon kann Michael Moore singen, der immer mal wieder als unterhaltendes Element eingesetzt wird (siehe auch Text zum Video aus 2004):
Auch weiterhin: Gute Unterhaltung!
Die erzkonservative Gouverneurin von Alaska lehnt laut SPIEGEL online "Sexualaufklärung an Schulen ab und befürwortet stattdessen Programme, die sexuelle Enthaltsamkeit von Teenagern fördern sollen". Dumm nur, dass das nicht besonders gut funktioniert, wie ihre eigene Tochter zeigt, die nun mit 17 (!) unverheiratet (!) schwanger ist. Eilig wird versichert, dass sich Palin auf die Rolle der Oma freut, dass ihre Tochter den Vater des Kindes bald heiraten wird und sie alle gemeinsam für das Kind sorgen werden.
Willkommen im Vorzeigeland der Doppelmoral!
Unterhaltsam dürfte (nicht nur deswegen) auch noch die Krönungsveranstaltung der Republikaner werden, die derzeit läuft. Ein Lied davon kann Michael Moore singen, der immer mal wieder als unterhaltendes Element eingesetzt wird (siehe auch Text zum Video aus 2004):
Auch weiterhin: Gute Unterhaltung!
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