Freitag, 19. September 2008

schwierige zeiten, um es sich einfach zu machen

Das Lachen hat nicht lang angehalten, denn die Lage ist ernst. Das Finanzsystem ächzt an allen Ecken und Enden und nur staatliche Hilfe sorgt vorübergehend für etwas Ruhe - ganz nach dem Motto "Gewinne privatisieren - Verluste verstaatlichen!"

Nur sehr selten gelingt es in politischen Talkrunden, ein Abbild der öffentlichen Meinung darzustellen. Meistens verlieren sich Politiker und Wissenschaftler mit reichlich wenig Bezug zur Realität in ihren Elfenbeintürmen, die ganz unterschiedliche Perspektiven und entsprechend viele "einzige" Auswege bieten. Bei "Maybrit Illner" scheint das gestern ausnahmsweise mal anders gewesen zu sein.

Bei der Frage nach der Ursache der Bankenkrise kristallisierten sich laut SPIEGEL online zwei Sichtweisen heraus, die man wohl durchaus als repräsentativ bezeichnen kann: die einen, die vor allem einen "Mangel an persönlicher Verantwortung und individueller Charakterstärke" diagnostizieren; die anderen, die die "strukturellen Probleme des internationalen Finanzsystems" sehen.

Also, sehr verkürzt: Ist der Mensch schuld oder das System?

Eine Frage, die sich in einem Blog nicht mit ein zwei Sätzen überzeugend beantworten lässt. Vielmehr ist es eine dringende Aufforderung, sich damit auseinander zu setzen. Vor allem, wenn sich Dinge andeuten, die die Welt schonmal ins Verderben gestürzt haben wie die verzweifelte Suche nach einem Sündenbock, einem gemeinsamen Feindbild, um sich eine Finanz-/Wirtschaftskrise zu erklären.

"Die ganze Scheiße, die da angerichtet wurde, haben die Banker angerichtet."

Das hat nicht irgendein radikales Attac- oder Linkspartei-Mitglied aus Pasewalk von sich gegeben, sondern Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck! Das ist mehr als bedenklich, das ist gefährlich. Denn es entspricht dem, was sich offenbar auch bei Illner beobachten ließ. Es deutet eine einfache Lösung für ein Problem an, das viel tiefer liegt und mit dem man sich eigentlich intensiv befassen müsste, um es zu lösen.

Da kommen dann Mensch und System dann ganz schnell zusammen. Denn den meisten Menschen ist es zu kompliziert, zu aufwändig, sich Gedanken über das komplexe System zu machen. Dann müssen die Menschen allerdings auch damit leben, dass das System immer wieder kollabiert. Beim letzten Mal hat (unter anderem!) das zu einem Weltkrieg und zum Holocaust geführt.

Deswegen zum Abschluss ganz deutlich: Nein, Herr Platzeck, nicht die Banker sind schuld! Die Banker halten sich genau wie beispielsweise Unternehmer, die aus "Rentabilitätsgründen" Arbeitsplätze streichen, nur an die Vorgaben, die ihnen die Finanz- und Geldordnung macht. Die Menschen können nicht anders, weil das System es nicht zulässt. Und wer sich mit dem System, insbesondere mit der Geldordnung, nicht auseinander setzt und statt dessen Sündenböcke jagt, handelt zutieft unverantwortlich!

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